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Cannabinoide, Terpene und Co. – der „Entourage-Effekt“ im Hanf

CBD Blüten
Der griechische Gelehrte und Naturforscher Aristoteles hat es schon vor über 2000 Jahren auf den Punkt gebracht: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“.

Wie treffend diese Erkenntnis den Hanf in seinem Wesen und Wirken beschreibt, hat er damals wohl kaum geahnt! Dank zahlreicher Forschungsprojekte und Studien wissen wir heute, wie vielseitig  einsetzbar die Cannabinoide sind, ganz besonders das Cannabidiol (CBD). Die Hanfpflanze enthält aber über 400 Moleküle und Verbindungen – neben den Cannabinoiden auch Terpene, Flavonoide und weitere sekundäre Pflanzenstoffe, die verschieden wirken in ihrer Synergie, verbunden mit einer guten Bioverfügbarkeit. Allein zur Familie der Cannabinoide gehören neben CBD über 100 weitere Substanzen, die größtenteils noch kaum erforscht sind: Die von der Hanfpflanze produzierte Ausgangsverbindung für CBD ist die CBD-Carbonsäure (CBDA). Die Säure Vorstufe wird erst durch Erhitzen in einer Decarboxylierungsreaktion in CBD umgewandelt. Weitere Cannabinoide die in den Fokus der Wissenschaft rutschen sind unter anderem Cannabigerol (CBG) und Cannabichromen (CBC). Wichtige Partner der Cannabinoide sind die Terpene, organische Kohlenwasserstoff-verbindungen, zu denen chemisch gesehen auch die Cannabinoide selbst gehören. Viele der ca.140 im Hanf nachgewiesenen Terpene sind aber auch in anderen Pflanzen zu finden und sorgen für deren besonderen Duft  und Geschmack. Es sind Öle, die von feinen Drüsenhaaren ausgeschieden werden, die sich hauptsächlich auf Blütenblättern und Blüten befinden. Sie schützen die Pflanzen vor Schädigungen durch Bakterien, Pilze, Insekten und auch größeren Pflanzenfressern, denen der Terpen-Geruch eher unangenehm in die Nase steigt.

Blueten

Synergien nutzen

Wir dagegen können dank dem „Entourage-Effekt“ wohltuend von ihnen profitieren! Nachgewiesen und erstmals benannt haben ihn 1998 die beiden Forscher Raphael Mechoulam und Shimon Ben-Shabat vom Weizmann- Institut in Israel. Eigentlich steht  „Entourage“ für die Gefolgschaft aus Vertrauten, Beratern oder Freunden, mit denen Könige oder Vertreter aus Politik und Wirtschaft gemeinsam auftreten und die sie bei der Verwirklichung ihrer Ziele unterstützen. Nichts anderes tun die Terpene in der Hanfpflanze, wenn sie die Wirkung der Cannabinoide beeinflussen und verstärken und von denen die folgenden besonders erwähnenswert sind:
  • Myrcen – das am häufigsten von Cannabis produzierte Terpen: Zu finden ist  Myrcen auch in vielen weiteren Pflanzen, so beispielsweise in Ingwer, Eukalyptus, Thymian, Fenchel, Zitronengras, Mango und Hopfen.
  • Limonen – ein erfrischender „Stimmungsaufheller“: Wir kennen Limonen aus Zitrusfrüchten, Minze oder Wacholder.
  • Pinen - der frische Geruch von Kiefernrinde: Pinen kommt nicht nur im Hanf und der Kiefer vor, sondern auch in vielen Heil- und Küchenkräutern wie Salbei, Eukalyptus, Kümmel, Fenchel, Dill, Koriander und Rosmarin
  • Humulen – der Link vom Hanf zum Hopfen: Sein botanischer Name Humulus lupulus deutet schon darauf hin, dass im Hopfen reichlich Humulen zu finden ist. Auch in Kiefern, Orangen, Sonnenblumen, verschiedenen Gingseng-Arten und Ingwer ist dieses Terpen enthalten.
  • Caryophyllen in der Vielfalt der Küchenkräuter und Gewürze: Mit Hanf und vielen feinen Kräutern und Gewürzen wie schwarzem Pfeffer, Gewürznelken, Basilikum, Oregano, Zimt, Kümmel und Rosmarin nehmen wir Caryophyllen zu uns.
  • Linalool – der Duft der Provence: Durch seine hohe Konzentration im Lavendel ist es für seinen einzigartigen Geruch verantwortlich.
Ohne die Flavonoide, eine weitere Gruppe von sekundären Pflanzenstoffen, gäbe es keine bunte Farbenvielfalt im Pflanzenreich! Denn zu ihnen gehört ein Großteil der Blütenfarbstoffe, durch die Pflanzen ihre Bestäuber anlocken und die sie ebenso wie die Terpene vor Schädlingen und zu starker UV-Strahlung schützen.

Die Kraft im vollen Hanf-Extrakt!

Da sekundäre Pflanzenstoffe wie Terpene und Flavonoide in Obst und Gemüse sowie in vielen Heil- und Küchenkräutern vorkommen, lassen sich unter anderem auch Hanfprodukte wie Hanfmehl, Hanfprotein und Hanfsamen vielfältig beim Kochen und Würzen sowie auch als Tee`s verwenden oder im kosmetischen Bereich mit ätherischen Ölen kombinieren und ergänzen!

Quellen:

Leinow, L. ; Birnbaum, J.: Heilen mit CBD; Riva-Verlag, 2019
Meidinger, W.: Natürlich heilen mit Cannabis. Kopp Verlag, 2019.
Baron, Eric P: „Medicinal Properties of Cannabinoids, Terpenes, and Flavonoids in Cannabis, and Benefits in Migraine, Headache, and Pain: An Update on Current Evidence and Cannabis Science“, in: Headache,  2018 Jul;58(7):1139-1186; doi: 10.1111/head.13345.
Ben-Shabat, S. et al.: „An entourage effect: inactive endagenous fatty acid glycerol esters enhance 2-arachidonoyl-glycerol cannabinoid activity“, in: Eur J Pharmacol, 1998, 353 (1): 23-31; doi: 10.1016/s0014-2999(98)00392-6
Russo, Ethan B: „Taming THC: Potential Cannabis Synergy and Phytocannabinoid-Terpenoid Entourage Effects“, in: Br J Pharmacol, 2011 Aug;163(7):1344-64; doi: 10.1111/j.1476-5381.2011.01238.x.

Redaktioneller Inhalt wurde von Dr. Daniel Feurstein überprüft. ✓

Dr. Daniel Feurstein
Ausbildung:
  • Biologie-Studium an der Universität Konstanz mit Schwerpunkt Biochemie und Pflanzenphysiologie (2000 bis 2005)
  • Promotion am Lehrstuhl für Human- & Umwelttoxikologie an der Universität Konstanz (2006 bis 2009)
  • Post-Doc am renommierten Scripps Research Institute in Florida, USA (2010 bis 2011)
Berufserfahrung:
  • Study Director Bioanalytical Studies, Celerion Switzerland AG, Schweiz (2012 bis 2014)
  • Gruppenleiter Bioanalytik GxP, Molecular Partners AG, Schweiz (2014 bis 2018)
  • Gründer und CEO von Dr. Feurstein Medical Help GmbH (2017 bis heute)

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