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Anbau von Hanf-Cannabis in Vorarlberg

Hanfpflanze
Ein junges Unternehmen aus dem Ländle zeigt was „regionaler Anbau“ und Innovation bedeutet. Ein Landwirt erklärt im Interview wie es funktioniert.

Der Anbau von zugelassenen EU Nutzhanf Sorten, die im landwirtschaftlichen Sortenkatalog gelistet sind, ist seit den 70iger Jahren zulässig. Durch den internationalen Aufschwung der Pflanze Cannabis in den letzten Dekaden, die Vielfältige Anwendung von Hanf in unterschiedlichsten Sektoren aber auch durch den strukturellen Wandel, wird die Pflanze immer beliebter. Folglich tauchen Hanffelder auch immer häufiger im öffentlichen Raum auf. An Bild an das wir uns gewöhnen dürfen. Ein Vorarlberger Landwirtschaftsbetrieb hat die Weichen für die Zukunft auf jeden Fall gestellt. Wir von HANAFSAN waren bei unserem Partner vor Ort, haben uns umgeschaut und mit dem Geschäftsführer gesprochen.

Es ist ja schon nicht ganz alltäglich, dass ein junger Vorarlberger Landwirt die Entscheidung trifft, sich auf Hanf zu spezialisieren. Wie kam es eigentlich dazu?

Mich hat diese Pflanze schon in jüngeren Jahren fasziniert. Ich komme eigentlich aus der IT-Branche und habe vor knapp 3 Jahren sowohl aus persönlichen als auch gesundheitlichen Gründen entschieden, diesen Beruf langfristig an den Nagel zu hängen und es als Quereinsteiger in der Landwirtschaft zu versuchen. Aufgrund des persönlichen Interesses an der Pflanze sowie der stetig weiter wachsenden gesellschaftlichen Akzeptanz war für mich relativ schnell klar, in welche Richtung mein angestrebter Berufswechsel gehen wird. Zusammen mit einem guten Freund, der jahrzehntelange Expertise im Gartenbau und in der Landwirtschaft besitzt bildete sich die Basis für unseren Betrieb, der heute auf einem starken Fundament steht und kontinuierlich wächst.

Welche Voraussetzungen müssen Landwirte bzw. deren Betriebe eigentlich erfüllen, um in Österreich Hanf anbauen zu dürfen?

Der Anbau von Nutzhanf ist für österreichische Landwirtschaftsbetriebe glücklicherweise etwas einfacher als beispielweise in Deutschland. In Österreich braucht es lediglich das Saatgut-Etikett als Nachweis, dass es sich um EU-zertifizierten Nutzhanf handelt und man muss den Beginn sowie das Ende der Blütephase beim Agrarmarkt Austria melden. Während der Blütephase werden von der AMA Proben genommen, die anschließend von der AGES analysiert werden. Ist der THC-Gehalt unter dem Grenzwert, dürfen die Pflanzen geerntet werden.

Hanfblueten

Was sind die größten Herausforderungen im „Outdoor“ Hanfanbau? Kannst du uns etwas von eurem Alltag als Hanfbauern erzählen?

Wie bei allen „Outdoor“-Kulturen ist der entscheidende Faktor das Wetter. Die Hanfpflanze mag es warm, braucht aber natürlich auch gewisse Mengen an Wasser. So gesehen war der diesjährige Sommer ideal für die Hanfpflanze, da sich viele durchgehend warme Tage mit vereinzelten Regentagen abwechselten. Natürlich spielen auch Schädlinge und Krankheiten eine Rolle - von beidem sind wir glücklicherweise vollständig verschont geblieben.

Euer Hanffeld ist ja sozusagen fast mitten in der Marktgemeinde Lustenau. Gab es da zu Beginn nicht viele Probleme? Was sagen die Nachbarn die unmittelbar an euere Landwirtschaft angrenzen?

Wir hatten keine Probleme, da wir das Feld letztes Jahr vor der Bewirtschaftung bei der Polizeiinspektion Lustenau angemeldet hatten und die lokale Exekutive somit von Anfang an Bescheid wusste, dass es sich hierbei um THC-armen Nutzhanf handelt. Die angrenzenden Nachbarn waren anfangs natürlich neugierig und teilweise auch ein wenig irritiert, haben aber allesamt kein Problem mit dem, was wir tun. Diesbezüglich können wir uns wirklich glücklich schätzen. Amüsanter Weise ist unser Feld fast schon eine kleine Sehenswürdigkeit von Lustenau, das kennen mittlerweile die meisten Einwohner.

Welche Teile der Pflanze werdet ihr verwenden und wie läuft eigentlich die Ernte eines Hanffeldes ab?

Wir verwerten die gesamte Pflanze, bis auf die Wurzeln. Die Ernte läuft größtenteils händisch, bedeutet die Pflanzen werden von Hand vom Feld geschnitten, anschließend werden die einzelnen Triebe abgetrennt und im nächsten Schritt die großen Blätter abgezupft. Wir haben seit diesem Jahr Erntemaschinen, die den finalen Arbeitsschritt, das Trimmen der Blüten, übernehmen, was natürlich eine enorme Arbeitserleichterung darstellt. Die Blüten sowie der Trim und die Blätter werden anschließend getrocknet. Die Blüten werden abschließend über mehrere Wochen in Fässern fermentiert.

Das Jahr 2020 ist euer zweites Jahr in dem ihr großflächig Hanf im Freien anbaut. Seid ihr zufrieden mit der diesjährigen Ernte und wie geht es nächstes Jahr weiter? Gibt es bereits Expansionspläne?

Wie sind derzeit noch mitten in der Ernte, momentan läuft alles nach Plan. Ein Fazit können wir aber erst ziehen, wenn das gesamte Feld abgeerntet, getrocknet und fermentiert ist und wir die Ergebnisse der Laborwerte bezüglich des CBD-Gehaltes haben. Wir planen nächstes Jahr weitere Flächen mit Hanf zu kultivieren. Wir haben auch schon Pläne für eine Indoor-Anlage, in welcher wir CBD-Blüten über das ganze Jahr hinweg kultivieren können. 

Hanf

Bildquelle: © 2020 Tabea Walch

Redaktioneller Inhalt wurde von Dr. Daniel Feurstein überprüft. ✓

Dr. Daniel Feurstein
Ausbildung:
  • Biologie-Studium an der Universität Konstanz mit Schwerpunkt Biochemie und Pflanzenphysiologie (2000 bis 2005)
  • Promotion am Lehrstuhl für Human- & Umwelttoxikologie an der Universität Konstanz (2006 bis 2009)
  • Post-Doc am renommierten Scripps Research Institute in Florida, USA (2010 bis 2011)
Berufserfahrung:
  • Study Director Bioanalytical Studies, Celerion Switzerland AG, Schweiz (2012 bis 2014)
  • Gruppenleiter Bioanalytik GxP, Molecular Partners AG, Schweiz (2014 bis 2018)
  • Gründer und CEO von Dr. Feurstein Medical Help GmbH (2017 bis heute)

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