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Dem Hanf auf der Spur in der Bodensee-Region

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Wenn wir heute staunend wieder hier und da ein Hanffeld entdecken, haben wir es keineswegs mit einer neumodischen Erscheinung, sondern mit einem alten Bekannten zu tun! Denn der Anbau und die Verarbeitung von Nutzhanf gehen hier zu Lande auf alte Traditionen zurück. Und trotz aller Verbote und seiner Verteufelung als Drogenpflanze hat er ganz eindeutig seine Spuren hinterlassen.

Er begegnet uns auf Straßen und Wegen, deren Namen seine Präsenz in früherer Zeit verraten und die Erinnerung an ihn bewahren – in der „Hanfackerstraße“ oder im „Hanfäckerweg“, im „Hanfbühl“ oder der „Hanfwies“, in der „Hanfmühl“ und der „Hanftalstraße“, im „Hanfländer“ oder „Hanfland“, das man im österreichischen Vorarlberg öfter findet, nämlich in Nenzing, Frastanz, Feldkirch, Götzis und Altach. Ortschaften in Österreich  mit den Namen „Hanefrötz“ oder „Harrötz“ bzw. „Harröst“ deuten darauf hin, dass dort die sogenannte „Hanfröste“ zur Gewinnung der Pflanzenfasern stattgefunden hat.
Auch wir von HANAFSAN knüpfen an seine Geschichte an. So tragen wir das altdeutsche Wort für Hanf – „Hanaf“ – in unserem Markennamen.
Beim Blick in die Vergangenheit erwachen Bilder aus früheren Zeiten zum Leben: Die alten Lastensegler, sogenannte „Lädinen“, transportieren ausgerüstet mit robusten sicherlich aus Hanf und Flachs gefertigten Segeln wertvolle Fracht über den Bodensee und werden mit reißfesten Hanfseilen in den Häfen vertäut!

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Baden-württembergische Stadt Konstanz im 14. Jahrhundert

In der Stadt am See mit seinem berühmten „Konzil von Konstanz“ floriert der Handel mit Leinwand aus Flachs und Hanf. Sie ist wichtigstes Handels- und Exportgut und weit über die Bodenseeregion hinaus bekannt. Die rohe gebleichte Konstanzer Leinwand, die „Tela di Constanza“ ist bei Händlern begehrt und steht für hochwertige Qualität! Aus dem Frühmittelalter bezeugen Flachs- und Hanfzinse den Gebrauch der beiden Faserpflanzen für die Leinwandherstellung. Die Kaufhaus-Zollordnung vom Ende des 14. Jahrhunderts erwähnt sogar nur Werg und Hanf, aber keinen Flachs und noch im 15. Jahrhundert ist der Hanfanbau im Bodenseegebiet quellenmäßig bezeugt. Exkurs: Das „Werg“ hat eine geringe Faserqualität und entsteht sozusagen als Abfall bei der Arbeit (beim „Werk“) zur Herstellung der wertvollen langen Fasern. Es besteht teilweise aus kurzen und groben sowie wirr gelagerten Faserstücken und kann durch Schmutz und Schäben verunreinigt sein. Die „Schäben“ kommen aus der holzigen Kernröhre des Stängels, der von den Fasern umgeben ist und entstehen als relativ gleichmäßig gebrochene, kurze holzähnliche Teilchen bei der Entholzung des Pflanzenstängels.

Hanf ist allgegenwärtig

Bemerkenswerterweise wird in Konstanz um 1500 Hanfgarn ausdrücklich als für die Leinwand untauglich bezeichnet und durch eine Ratssitzung seine Verwendung außer für Tuch im häuslichen Gebrauch verboten! Die Beschauer der Rohleinwand waren strengstens angewiesen, jedes Tuch, in welchem sie Hanfgarn entdeckten, zurückzuweisen. Damit kam nur noch der Flachs als bevorzugter Rohstoff für die zur Ausfuhr bestimmte Leinwand in Frage. Aber wann genau erfolgte die Umstellung? Die chemische Untersuchung von Faserproben aus gedrehten Siegelschnüren und gewobenen Siegelbändern an Konstanzer Urkunden am Textilforschungsinstitut in Weimar ergab, dass in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts der Hanf, seit der Mitte dieses Jahrhunderts aber der Flachs überwog. Vermutlich spielte damit auch beim Aufschwung des Leinengewerbes im Bodenseegebiet unter der Führung von Konstanz der Flachs eine vorrangige Rolle. Die in Konstanz gefundenen alten Leinwandfresken, die Frauen bei der Verarbeitung von Hanf und beim Weben zeigen, könnten darauf hinweisen, dass Hanfgarn nicht für den Export, sondern für den Eigenbedarf an gewebtem „Haustuch“ verwendet wurde.  

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Flachs verdängt den Hanf

Im Jahr 1446 wurde das Schwingen von Hanf und Werg in der Stadt verboten, folglich muss beides im Gebrauch gewesen sein und war vermutlich weder vom Markt noch aus der Leinwand verschwunden! Nachdem 1473 in Ulm das welsche Hanfgarn verboten wurde und auch in St. Gallen mehr und mehr Flachs zum Einsatz kam, hat in Konstanz wahrscheinlich im Zuge der Reform des Leinwandgewebes um die Jahrhundertwende die entscheidenden Abkehr vom Hanf zugunsten des Flachses stattgefunden. Hanfgarn war danach nur mehr zur Herstellung von Haustuch erlaubt und beim Kauf musste bestätigt werden, dass das Garn nicht für Handelsleinwand bestimmt war, verbunden mit harten Strafen auf den verbotenen Handel. Das Werg wurde nach Eintreffen im Kaufhaus beschaut und danach zum Hecheln und Spinnen oder für den Handel freigegeben. In Konstanz waren die Verkaufsplätze klar getrennt. Hanfgarn wurde auf dem Platz vor der St. Stephanskirche vor dem „Haus zum Ritter“ angeboten, das gute Garn auf dem Garnmarkt, wo sich Mitte des 16. Jahrhunderts das Garnhäusle befand. Baumwollfasern fand man ebenfalls in den Siegelschnüren an Konstanzer Urkunden und zwar schon seit 1260! Als Webstoff kam sie allerdings erst ein Jahrhundert später in Gebrauch.

Hanf in der Schweiz

In der benachbarten Schweiz entwickelte sich neben der aufstrebenden Abtei des Klosters St. Gallen auch die Stadt zu einem regionalen Zentrum und erhielt im 12. Jahrhundert das Marktrecht. Dort spezialisierte man sich ebenfalls auf die Herstellung, Veredelung und den Vertrieb von Leinwandtüchern hoher Qualität aus Flachs und Hanf, so dass St. Gallen bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts Konstanz als führende Leinwandstadt in der Bodenseeregion ablöste. Die blühende Leinenindustrie erreichte um 1714 mit einer Jahresproduktion von 38.000 Tüchern ihren Höchststand, hergestellt von schätzungsweise 35.000 Frauen in der ganzen Ostschweiz und dem benachbarten Vorarlberg, die für die St. Galler Stickerei-Exporteure arbeiteten. In der Mitte des 18. Jahrhunderts verdrängte die Baumwollindustrie das Leinwandgewerbe und St. Gallen spezialisierte sich auf die Herstellung von Mousseline-Gewebe. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden hier die ersten Stickmaschinen entwickelt, so dass die Stickerei der armen Landbevölkerung zu einem lukrativen Nebenerwerb verhalf. Um 1910 war das Stickerei-Gewerbe  mit 18% der größte Exportzweig der Schweizer Wirtschaft, über 50% der Weltproduktion kamen aus der Gallus-Stadt und rund ein Fünftel der Bevölkerung in der Ostschweiz lebte von der Textilindustrie.

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Die vorherrschende Leinwandindustrie

Seit dem 13. Jahrhundert ermöglichte die häusliche Herstellung von Leinen aus Flachs oder Hanf auch den Lehenbauern im schweizerischen Thurgau einen kärglichen Zusatzerwerb. Händler in Konstanz und St. Gallen kauften die Ballen auf und vertrieben sie in halb Europa. Viele Konstanzer Patrizierfamilien und St. Galler Familienunternehmen gelangten so zu beträchtlichem Reichtum, so dass viele Schlösser in der Umgebung auf ihren Besitz zurückgehen. Allerdings wurden mit dem Leinengewerbe nur die Händler reich, die Lehenbauern dagegen blieben arm. So schrieb J. A. Pupikofer 1837 in seiner „Geschichte des Thurgaus“: „Nur als Hausmanufaktur kann die Leinwandfabrikation noch bestehen. Wenn die Zeit und Mühe, welche dieselbe erfordert, nach dem Tagelöhnerpreise berechnet werden müsste, so überträfen die Unkosten den Verkaufspreis der Leinwand um das Doppelte oder Dreifache. Nur weil der Landmann manche Zeit und Kraft, die sonst unbenutzt bliebe, für die Leinwandbereitung verwenden kann, hat er der Leinwandfabrikation noch nicht entsagt. Es ist aber vorauszusehen, dass wenn sich ihm eine vorteilhaftere Beschäftigung anbietet, das Leinwandgewerbe sich verlieren werde.“

Armut in der Bevölkerung

Die Bevölkerung im Thurgau kämpfte schon von jeher mit der Armut und war auf die Leinwandfabrikation angewiesen, da es sonst keine andere Industrie gab. Das meiste Land war früher Lehen der Herrschaften und Klöster und vom Ertrag ging ein großer Teil als Zins und Zehnter nach Konstanz, in das Stift St. Gallen oder ins Kloster auf der Insel Reichenau.
Mit der Abgabe des sogenannten „Zehnten“, der seinen Ursprung in der Bibel hat, wurde früher der geistliche „Grundherr“, also das Kloster oder der Bischof ernährt, später gingen solche Zehntrechte dann oft an Adelige über. Den sogenannten „kleinen Zehnten“ erhob man auf Heu, Obst, Flachs oder Hanf, und da er meist in eine feste Abgabe in Form von Geld oder Naturalien umgerechnet war, empfanden ihn die Menschen als weniger belastend. Der „große Zehnte“ dagegen wurde auf Wein und Getreide erhoben, das heißt die Bauern mussten jeden zehnten Eimer Wein und jede zehnte Garbe abgeben, was sie deutlich zu spüren bekamen!
Anfangs des 19. Jahrhunderts löste schließlich die Baumwoll-Heimindustrie das Leinengewerbe ab, in der viele Kinder mit ihren flinken und geschickten Händen arbeiteten. Schließlich verlagerte sich die Produktion zunehmend in industriell  betriebene Spinnereien und Webereien, so dass um 1900 schon rund die Hälfte der Thurgauer Arbeiter in Textilfabriken beschäftigt war.

Hanfanbau im westlichsten Bundesland Österreichs

Vorarlberg – ein Streifzug durch die letzten Jahrhunderte. Auch Vorarlberg galt besonders im 19. und 20. Jahrhundert als eine Hochburg für die Textilherstellung, und damit verbunden hat der Anbau von Hanf dort eine lange Tradition. Vor allem die Bauern im Bezirk Lustenau bauten ihn an, um Fasern für die Herstellung von Kleidung und Tuch  in den zahlreichen Textilbetrieben wie beispielsweise in Götzis und Altach bereitzustellen. In den ortsansässigen Ölmühlen presste man aus den Hanfsamen das wertvolle Öl und nutzte die Reste der Fasern als Einstreu in den Ställen der Landwirtschaft. Mit dem Vormarsch der Baumwolle bzw. dem Rückgang des Textilgewerbes verschwand der Hanf allerdings auch von den Vorarlberger Feldern, wobei er für die Herstellung von Seilen über Jahrhunderte verwendet und dafür auch dort angebaut wurde. Und heute? – Nachdem er auf Feldern in Ober-, Niederösterreich und dem Burgenland schon wieder zunehmend kultiviert wird, erlebt Hanf auch im Vorarlberg allmählich ein sichtbares Comeback. Ein kleiner Betrieb in Lustenau macht es vor: Rootz im Interview

Quellen:
Wielandt, F.: „Das Konstanzer Leinengewebe“ – Geschichte und Organisation; aus Konstanzer Stadtrechtsquellen, herausgegeben vom Stadtarchiv Konstanz; Verlag der Verlagsanstalt Merk&Co. Kom.-Ges. Konstanz am Bodensee, 1950.
Pupikofer, J. A.: „Geschichte des Thurgaus“, 1837
Giger, P.: „Geschichte Tägerwilens“
www.swiss.city-tourist.de / St. Gallen/historisch
www.textilmuseum.ch
www.historisches-museum.tg.ch

Bildquelle: © Tabea Walch / Hanafsan

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