Mit Hanf zur Traumfigur?
Das Angebot an Fasten-Kuren ist vielversprechend und groß: Low Carb oder Essen wie in der Steinzeit, Intervall-Fasten, Abnehmen im Schlaf oder eine kurze und knackige „Military-Diät“…ein Pauschalrezept gibt es nicht, denn jeder Mensch hat seinen individuellen Stoffwechsel und muss den für sich passenden Weg in der Diät-Landschaft finden. Uns allen gemeinsam ist die Erfahrung, dass Abnehmen meist nicht leicht fällt, und wir uns allzu oft in der frustrierenden Endlosschleife von „nach der Diät ist vor der Diät“ wieder finden. Kampf den Kilos mit Hanf? Hanf ist eine „Allround-Pflanze“ und hat eine Menge zu bieten. Da verwundert es nicht, dass sie uns auch beim Abnehmen unterstützen will. Eine Kombination aus Hanfprodukten mit ausreichend Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung kann die Pfunde nachweislich purzeln lassen. Wenn wir den Hanf anschließend sinnvoll in einen gesunden Speiseplan einbauen, stehen die Chancen erfreulich gut, dass wir unser Gewicht auch halten.
Gesunde Fettsäuren, Power-Proteine und reichlich Ballast- und Vitalstoffe – die Bausteine einer "Hanf-Diät"
Klein aber voller Kraft – als ernährungsphysiologisch hochwertige Basis dienen Hanfsamen den Menschen schon seit Jahrtausenden als Grundnahrungsmittel. Mit 28-35 Prozent wertvollen Fettsäuren, 20-25 Prozent Protein inklusive aller essentiellen Aminosäuren, einem hohen Ballaststoffanteil und vielen wichtigen Mineralstoffen und Vitaminen können sie sich wahrlich sehen lassen.
Fett macht schlank? Ja, aber…!
Fett ist für viele ein „rotes Tuch“ und wir versuchen es möglichst zu vermeiden. Aber es macht nicht unbedingt dick, wie „ketogene“ Diäten zeigen, bei denen viel Fett und dafür wenig Kohlenhydrate gegessen werden. Aber nicht alles Fettreiche ist auch gesund. Industriell gehärtete Fette, die aus sogenannten Transfettsäuren bestehen, wie beispielsweise Margarine, sollten wir meiden. Sie scheinen sich vorzugsweise als Bauchfett festzusetzen, das sich nicht nur hartnäckig hält, sondern auch ein hohes gesundheitliches Risiko birgt. Ausgesprochen gesund dagegen sind die mehrfach ungesättigten Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren. Hanfsamen und das daraus gewonnene Hanfsamen-Öl enthalten davon jede Menge, und das auch noch in optimaler Zusammensetzung – eine entscheidende Voraussetzung, dass unser Körper effektiv arbeiten kann. Auch die Ölsäure (Omega-9) finden wir reichlich im Hanföl, das außerdem zu den wenigen Quellen der gesundheitlich wertvollen Gamma-Linolensäure gehört.
Hanföl kurbelt unseren Stoffwechsel an
Die Zellwände in unserem Körper bestehen unter anderem aus Fettsäuren, die wir mit der Nahrung aufnehmen. Omega-3-Fettsäuren halten sie geschmeidig, so dass sie zum Beispiel Glukose, Vitamine und wichtige Nährstoffe besser und effizienter in die Zellen transportieren können, was entscheidend für ein nachhaltiges Abnehmen ist. Wenn wir zu viele gesättigte Fettsäuren essen, verfestigen sich die Zellhüllen und Stoffe werden weniger gut in die Zellen aufgenommen. Mit „gutem“ Fett sind unsere Zellen somit leistungsfähiger und es kann außerdem Entzündungen im Körper entgegenwirken. Die im Hanfsamenöl enthaltenen Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren unterstützen darüber hinaus auch den Hormonhaushalt, der unter anderem unser Hungergefühl reguliert.
Auf die Farbe und den Geschmack kommt es an!
Hanföl sollten wir nur in Bio-Qualität und kalt gepresst verwenden. Es ist grünlich gelb, warm gepresst dagegen hat es eher eine dunkelgrüne Farbe. Und Achtung, ein Öl darf auch dann noch als „kalt gepresst“ bezeichnet werden, wenn es erst nach dem Pressvorgang abgekühlt wurde! Das Aroma von qualitativ hochwertigem Hanföl lässt sich mit frisch-nussig bis krautig beschreiben. Schmeckt es dagegen bitter, dann wurde es vermutlich zu heiß gepresst oder ist bereits ranzig. Mit seinem niedrigen Rauchpunkt von ca. 165°C eignet sich Hanföl nicht zum Braten und Frittieren, da sich die Fettsäuren bei höheren Temperaturen zersetzen. Ohne Bedenken lässt es sich dagegen zum Dünsten und Dämpfen verwenden und ist bestens geeignet für Marinaden, Soßen, Dressings oder Brotaufstriche.
Proteine machen satt
Unser Sättigungsgefühl hängt nicht in erster Linie davon ab, wie kalorienreich unsere Mahlzeiten sind. Viel entscheidender ist, was wir essen. So sind Proteine wesentlich effektivere Sattmacher als Fett und Kohlehydrate, und deshalb sehr hilfreich, wenn es ums Abnehmen geht – ein Grund, sie vermehrt in unseren Diätplan einzubauen.
Hanfprotein enthält zwischen 40 und 52 Prozent hochwertige Proteine und viele Ballaststoffe bei einem sehr niedrigen Kohlehydratgehalt. Es umfasst das gesamte Aminosäurespektrum in einem optimalen Verhältnis, ist dabei besonders gut verträglich und leicht verdaulich. Das heißt, es wird im intakten Magen-Darm-Trakt rasch aufgespaltet, in der Regel ohne Blähungen zu erzeugen, und basisch verstoffwechselt. Das sind jede Menge Pluspunkte, wenn es darum geht, dem Körper Gutes zu tun und das Gewicht besser zu regulieren. Mit qualitativ hochwertigem Eiweiß kann unser Organismus viele körpereigene Proteine bilden. Je ähnlicher die Proteine aus der Nahrung denen des Körpers sind, desto leichter kann er sie aufnehmen und an der richtigen Stelle einsetzen, ohne übermäßig viele „Abfälle“ zu produzieren. Sie entstehen, wenn Proteine beispielsweise nicht korrekt synthetisiert oder falsch „gefaltet“ werden und dadurch fehlerhaft arbeiten. Sie müssen entsorgt werden, was wiederum Niere und Leber belasten kann.
Edestin mit Arginin und Methionin – ein starkes Trio
Hanfprotein ist eine einzigartige Quelle für Edestin, ein sehr gut verträgliches Speicherprotein, das der Körper aufgrund seiner Ähnlichkeit mit den menschlichen Globulin-Proteinen im Blutplasma sehr gut und schnell verwerten kann. Edestin weist einen sehr hohen Anteil an (L-)Arginin und (L-)Methionin auf.
L-Arginin bringt uns auf Trab
Hanfprotein enthält mit ca. 6 g auf 100 g von Natur aus mehr Arginin als beispielsweise Molke-Eiweiß und sämtliche anderen pflanzlichen Proteinquellen. L-Arginin ist für wesentliche Körperfunktionen unverzichtbar und bildet nach seiner Reaktion mit Sauerstoff den körpereigenen Botenstoff Stickstoffmonoxid (NO). Dieser sorgt für die Erweiterung der Gefäße und wirkt sich dadurch positiv auf den Blutdruck und die Blutversorgung der Organe aus. Indem L-Arginin die Ausschüttung des Wachstumshormons Somatotropin aus der Hirnanhangsdrüse anregt, werden unser Eiweiß-, Fett- und Kohlehydratstoffwechsel sowie die Fettverbrennung positiv beeinflusst. Wenn wir vermehrt Aminosäuren zu uns nehmen und der Körper mehr Proteine synthetisieren kann, fördert dies bei einer gleichzeitig verzögerten Oxidation von Proteinen beispielsweise unser Muskelwachstum. L-Arginin sorgt außerdem für eine erhöhte Glukosekonzentration im Blut und damit auch eine vermehrte Insulin-Ausschüttung und wirkt als Insulin-Antagonist bei der Aufnahme von Glukose in unsere Körperzellen. Besonders mit zunehmendem Alter müssen wir auf eine ausreichende Zufuhr von L-Arginin achten, da unser Organismus dann die Fähigkeit verliert, genügend L-Arginin aus der Nahrung zu gewinnen. Der Körper kann es zwar selbst herstellen, aber besonders bei körperlichem und seelischem Stress reicht dies meist nicht aus.
Methionin hilft beim Entgiften
Diese essentielle schwefelhaltige Aminosäure ist an einer ganzen Reihe wichtiger Stoffwechselvorgänge beteiligt. Sie spielt eine Rolle bei der Bildung vieler proteinhaltiger Substanzen, ist wesentlich für die Aufnahme von Selen und Zink und sorgt dank ihrem Schwefel für die Bindung und Ausscheidung toxischer Schwermetallverbindungen.
Seine grünliche Farbe erhält das Hanfprotein vom Chlorophyll, das sich in den Schalen der Hanfsamen befindet. Der grüne Farbstoff der Pflanzen, mit dem sie Photosynthese betreiben, wird auch als „grünes Blut“ bezeichnet, da es mit unserem roten Blutfarbstoff, dem Hämoglobin, nahezu identisch ist. Chlorophyll soll unter anderem für eine bessere Sauerstoffanreicherung im Blut sorgen, sowie ebenfalls eine reinigende und entgiftende Wirkung haben.
Umstrittene Kohlehydrate
Hanfprotein enthält mit nur 4 g Zucker auf 100 g kaum Kohlehydrate. Für die Gewichtsregulierung sind sie aber durchaus wichtig, weil sie beim Muskelaufbau eine zentrale Rolle spielen. Dabei kommt es zum einen auf die Art der Kohlehydrate an, und die Frage, ob unser Körper sie ganz locker „verheizt“ oder leider unliebsame Fettpolster bildet. Vermutlich hängt das mit unserer individuellen Thermogenese zusammen, das heißt der Produktion von Wärme durch die Aktivität unseres Stoffwechsels. Ist unsere Thermogenese leistungsstark, können wir uns glücklich schätzen, weil wir einen großen Teil unserer überschüssigen Energie einfach verbrennen. Ist sie dagegen eher bescheiden, müssen wir den Verzehr von Kohlehydraten im Blick behalten, um sie nicht als hartnäckiges Körperfett mit uns zu schleppen.
Ballaststoffe gegen den Heißhunger
Ballaststoffe stammen meist aus unserer pflanzlichen Nahrung. Sie sind weitgehend unverdaulich und für eine effiziente Verdauung unverzichtbar. Rund 30 Gramm sollten wir täglich immer mit reichlich Flüssigkeit zu uns nehmen, damit sie quellen können. Ungeschälte Hanfsamen stellen uns mit einem Anteil von 40 bis 50 Prozent und das Hanfprotein mit ca. 13 g auf 100 g jede Menge wertvoller Ballaststoffe zur Verfügung. Ihre löslichen Vertreter bilden in Wasser eine Art Gel. Dadurch passiert die Nahrung den Verdauungstrakt langsamer und im Dünndarm können mehr Nährstoffe resorbiert werden. Außerdem sorgen sie für eine verminderte Aufnahme von Glucose, sodass der Blutzuckerspiegel langsamer steigt und wir von Heißhunger-Attacken verschont bleiben. Unlösliche Ballaststoffe wie Zellulose und Lignin bringen unseren Darm in Schwung, indem sie Wasser aufnehmen. Dadurch erhöht sich das Volumen seines Inhalts, was wiederum die Darmtätigkeit aktiviert und uns einen regelmäßigen und entspannten Stuhlgang beschert. Zellulose kann außerdem schädliche Toxine an sich binden und ausscheiden. Auf diese Weise wird unser Organismus entschlackt und weiter entlastet.
Rundum mit Vitalstoffen versorgt
Ohne einen aktiven und gesunden Stoffwechsel wird es schwer, die lästigen Pfunde zu verlieren. Deshalb sollte unser Körper während einer Diät optimal mit wertvollen Vitaminen, Mineralstoffen und weiteren sekundären Pflanzenstoffen versorgt sein. In den Hanfsamen finden wir diesen Vitalstoff-Cocktail in konzentrierter Form. Mineralstoffe wie Magnesium, Calcium, Eisen und Kalium und die B-Vitamine sind essentiell für unseren Stoffwechsel. Das Immunsystem bekommt Verstärkung durch Zink, Omega-3-Fettsäuren und Vitamin E, die außerdem noch schädliche freie Radikale einfangen.
Bitterstoffe statt Süßigkeiten
Für unsere Leber und Bauchspeicheldrüse sind sie im wahrsten Sinne des Wortes bitter nötig, denn ohne Bitterstoffe haben sie es schwer, unsere Verdauung in Schuss zu halten. Auch als wirkungsvolle Essbremsen können sie uns beim Abnehmen unterstützen, indem sie für ein schnelleres Sättigungsgefühl sorgen und gleichzeitig unsere Lust auf Süßigkeiten zügeln. Früher waren sie eine Selbstverständlichkeit, von Natur aus im Getreide sowie in fast allen Gemüse- und vielen Obstsorten enthalten. Seit sie aus den meisten Lebensmitteln herausgezüchtet wurden, essen wir deutlich über den Hunger. Kein Wunder, denn unsere Geschmacksnerven sind an Bitterstoffe nicht mehr gewöhnt. Wir lieben Süßes, Salziges und den Taste der ganzen Vielfalt an Konservierungsstoffen, was sich ziemlich unmittelbar in unserem Gewicht niederschlagen kann. Deshalb tut es gut, wenn wir täglich, am besten vor den Mahlzeiten, Bitterstoffe zu uns nehmen, zum Beispiel mit Radicchio, Chicorée, Rucola, Löwenzahnblättern oder auch in Form von Bitter-Elixieren.
Mit Abnehmen und Sport zu einem gesunden Lebensstil
Im Rahmen einer „Hanf-Diät“ lässt sich beispielsweise eine Mahlzeit des Tages durch einen Hanf-Protein-Shake ersetzen. Das Motto Shake statt Mahlzeit spart Kalorien, macht satt und versorgt den Körper aber gleichzeitig mit wichtigen Nähr- und Ballaststoffen. Beim Backen kann die Menge an Weizen- oder Dinkelmehl um bis zu 30 Prozent mit Hanfprotein („Hanfmehl“) ersetzt werden. Weniger Kohlenhydrate bedeuten weniger Kalorien, dafür machen mehr Proteine und Ballaststoffe schneller satt. Bei allem, was wir unserem Körper in der Küche Gutes tun: Bewegung darf nicht fehlen! Wenn wir Muskulatur aufbauen, hilft das enorm beim Abnehmen. Kommen wir ins Schwitzen, verbrennen unsere Muskelzellen mehr Glukose, die sie aus dem Blut aufnehmen, und wenn wir aktiv sind, nimmt unser Körper die wichtigen Sättigungssignale sensibler wahr. Er steigert seine Stoffwechselaktivität, fördert die Durchblutung und wir finden gleichzeitig in einen erholsameren Schlaf. Hanfprodukte können uns also vielfältig dabei helfen, in Beruf, Alltag und Freizeit leistungsfähig, ausgeglichen und gesund zu bleiben. Es lohnt sich, das volle Potential dieser genialen Pflanze auszuschöpfen und es bleibt zu hoffen, dass sie auch als "Diät-Begleiterin" und Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung ein verbreitetes Comeback erlebt. Freuen wir uns "leichtgewichtig" auf den Frühling und wärmere Zeiten!
Quellen:
Zika, U.; Thurner, P.; Thurner, A.: Die Hanf Diät; Kneipp-Verlag, 2019
Thurner, A.; Thurner, B.; Thurner, P.: Heilender Hanf; Kneipp-Verlag, 2018
Bildquellen: (c) Shutterstock
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